Am Freitagabend, den 4. Juli 2025, fand in der Christuskirche München der Jahresempfang von Regionalbischof Thomas Prieto Peral unter dem Motto 'Together & Mitanand' statt. Er eröffnete den Abend mit einem eindringlichen Plädoyer für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt: "Es braucht Räume, in denen wir einander wieder in die Augen schauen, und Gespräche, bei denen man im Diskutieren widersprechen darf und trotzdem zusammenbleibt." Wer sich bewusst mache, dass in jedem Menschen etwas von Gottesebenbildlichkeit stecke, könne auch eher "den Mensch hinter der Meinung" sehen.
Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit Mission EineWelt, dem landeskirchlichen Zentrum für internationale Partnerschaften, organisiert. Dessen Direktoren Dr. Gabriele und Dr. Hanns Hoerschelmann freuten sich in ihrer Begrüßungs-Ansprache: "'Together & Mitanand‘ ist für uns mehr als ein Motto – es ist Teil unserer DNA. Wir leben Partnerschaft mit 18 Kirchen weltweit und mit über 150 Gruppen hier in Bayern. Dieses Miteinander wurzelt in der Gottesebenbildlichkeit jedes Menschen und trägt die Botschaft von Glauben, Hoffnung und Liebe in die Welt." Der Abend war außerdem ein Gemeindefest der Christuskirche München-Neuhausen im Herzen der Stadt.
Nach einem Auftakt an der Espressobar um 17:00 Uhr begann um 18:00 Uhr der offizielle Empfang mit Raum für Begegnung, Austausch und gesellschaftspolitischen Dialog. Auf dem Podium diskutierten:
Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern, betonte, dass Zusammenhalt kein Selbstläufer sei. Er brauche „verlässliche politische Rahmenbedingungen, die auf Teilhabe setzen und Menschen vor Ausgrenzung und Armut schützen“. Sie berichtete von einem Einsamkeits-Projekt der Diakonie, das Menschen aus unterschiedlichsten Gruppen zusammenbringt – ein Versuch, Zugehörigkeit in einer vernetzten, aber oft isolierenden Großstadt zu fördern. In ihrem Schlusswort appellierte sie an die Politik, bei Entscheidungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt mitzudenken: „Es ist unser Job, auf Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen und das auch in der Politik zu artikulieren.“
Dr. Hans-Joachim Heßler, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, hob hervor, dass Grundrechte der „Kit der Gesellschaft“ seien. „Überall da, wo man davon weg will, setzt man sie unter Druck.“ Er beobachtet einen Rückzug ins Private angesichts multipler Krisen und forderte mehr Zuhören, offene Diskussionen und einen respektvollen Umgang. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich: „Die Rechtspflege funktioniert gut – Vertrauen in unsere rechtlichen Organe ist entscheidend. Bei der Besetzung von Ämtern muss die Qualifikation zählen, nicht Parteipolitik.“
Denice Kanda, Referentin bei Mission EineWelt, beschrieb kirchliche Partnerschaften als Beitrag gegen das Auseinanderdriften: „Unser Prinzip: 'Walking side by side' – wir fragen: Was brauchen wir beide? Und wie können wir mit unseren Ressourcen gemeinsam auf Gerechtigkeit und Zusammenarbeit hinarbeiten?“ Sie betonte die Rolle der Kirche, auf ungerechte Verhältnisse hinzuweisen, und forderte mehr Bewusstsein für strukturellen Rassismus sowie Mut zur Dekolonialisierung.
Richard C. Schneider, Autor und Filmemacher, sprach über den schwindenden Zusammenhalt zwischen den Religionen. Seit dem 8. Oktober beobachte er einen „explodierenden Antisemitismus – aus allen Richtungen der Gesellschaft“. Jüdische Bürgerinnen und Bürger würden zunehmend für Entscheidungen des israelischen Militärs verantwortlich gemacht. „Viele ziehen sich stillschweigend zurück – das ist eine wachsende Gefahr von allen Seiten.“
Moderiert wurde das Gespräch von Alex Schaffer, Moderator bei Bayern 2 und Mitglied des Kirchenvorstands der Christuskirche.
Zum Ausklang verwandelte sich der Vorplatz der Christuskirche in eine sommerliche Begegnungszone: Die „Lila Nacht“ – mit Biergarten, kulinarischen Genüssen, Gesprächen und Live-Musik der Band „Die alte Dame und Herr Mond“. Die Veranstaltung war Teil der Stadtteilwoche München-Neuhausen und offen für alle Interessierten.